Ausstellung Lustmarsch durchs Theoriegelände – Ästhetik einer schweren Entdeutschung. Mit Liturgien und Performances
3. Station: Museum Ludwig Köln (26.04.-06.05.2006)
Vom Sorgenkind zum Wundergreis – Bazon Brock zieht Bilanz zum Siebzigsten und sammelt Grabbeigaben für seine Generation.
Die Betonung des Neuen in allen Kunstavantgarden ist eine Herausforderung, die häufig durch Aggression, Leugnung oder Flucht des Publikums erledigt wird. Professionalisierte Betrachter gehen vernünftiger vor. Wenn das Neue wirklich neu ist, ist es ja unbestimmt, also kann man von diesem unbekannten Neuen nur mit Bezug auf das bekannte Alte sprechen. Wer sich dazu etwa durch die deutschen Expressionisten anregen ließ, sah einen Maler des Barocks wie El Greco mit völlig neuen Augen. El Greco wurde gleichsam zum Zeitgenossen der Expressionisten. Die gesamte Moderne ist in dieser Vergegenwärtigung von Vergangenheiten als höchst bedeutsame Erweiterung der gegenwärtigen Ressourcen extrem erfolgreich gewesen. Avantgarde verabschiedet sich nicht aus den Traditionen, sondern hält sie in immer neuer Sicht präsent.
Die vielen Neugründungen und Neubauten von Museen sind Ausdruck des geschichtlichen Fortschritts, denn der Fortschritt zielt auf die weitestgehendste Präsenz aller Vergangenheiten in einer Gegenwart. Musealisierung ist die Strategie des Fortschritts, vor allem der Zähmung des Mutwillens von Kulturkämpfern, Testosteronkriegern, Virilblutern und ihrer ideologischen Betreuer. Nur wenn die Zivilisierung jener Kulturbarbaren gelingt, besteht Aussicht auf Normalität.
Bezug auf diverse Ausstellungen als Konfrontation der Avantgarden mit der Kunstgeschichte und die Themen der Kölner Konferenz für Kunsttheorie 1972; Performances in der Galerie Zwirner; diverse Filme und Hörspiele zu Action Teachings mit dem WDR
Am 28.04.2006 fand im Museum ein Gespräch von Bazon Brock und Hans-Ulrich Reck zum Thema „Ästhetik als Kritik“ statt.