Arrièregardismus
Die großen, weil unvergleichlich mühevollen Taten sind die der Verweigerung und Verhinderung; heutzutage kann jeder kapitalkräftige Hanswurst zum Beispiel ein Atomkraftwerk bauen; es zu verhindern erst verlangt Genie, Durchhaltevermögen und Überzeugungskraft. Einen solchen Avantgardismus der Verweigerung nennen wir besser Arrièregardismus. Er versammelt andere Vergangenheiten in der Gegenwart, um dem Fatalismus gegenüber angeblich unaufhaltsamen Entwicklungen Widerstand entgegensetzen zu können.
Aus: Arrièregardismus. Vorwärts Kameraden, wir müssen zurück! In: Werk und Zeit. Magazin 1987.
Wer die Zukunft sichern will, darf sie nicht vorwegnehmen. Das ist die wesentlichste Maxime des Arrèregardismus.
ebd.
Lust auf Probleme
Der moderne Künstler sollte also nicht nur seinen Geltungsanspruch auf sein Beispiel beschränken, sondern auch die ästhetischen Verfahren problematisieren, mit denen er operiert. Diese Selbstproblematisierung kennzeichnet die moderne Kunst.
Aus: Das Einzige, was Menschen in Zukunft gemeinsam haben werden, sind Probleme. In: Die Re-Dekade. Kunst und Kultur der 80er Jahre. München 1990.
Wörtlich nehmen
Erst das wörtlich nehmen welcher Ideen auch immer, erst das radikale Verwirklichen geistiger Konstrukte führt zur totalitären Macht – selbst gegen den Willen der Machthaber –, weil die buchstäbliche Verwirklichung der Programme nur mit rücksichtsloser Gewalt betrieben werden kann.
Aus: Kunst auf Befehl. Dreiunddreißig bis Fünfundvierzig. München 1990.
Retro
Das Re – das wieder – das Nocheinmal führt selbst dann nicht zur Wiederauferstehung, wenn man um jeden Preis als eine Re-Inkarnation erscheinen, ja eine sein möchte.
Aus: Die Re-Dekade und ihre Tätertypen. In: Die Re-Dekade. Kunst und Kultur der 80er Jahre. München 1990.
Totentafel
Die große Kluft, die wir naiverweise zwischen Leben und Tod, Diesseits und Jenseits, Vergangenheit und Zukünften wahrzunehmen glauben, soll von kulturellen Leistungen überbrückt werden, die tragfähig sind, weil sie zu dauern vermögen, also auf lange Dauer ausgelegt wurden.
Aus: Bildende Wissenschaft. Das Glück der Dauer. Im Ausstellungskatalog: Körperwelten. Die Faszination des Echten. Heidelberg 1999.
Im Beamtengesetz steht drin, daß der Beamte sich im öffentlichen Interesse
so zu verhalten hat, wie es keinem anderen zumutbar wäre. Das ist etwas Einmaliges, etwas Geniales! Da könnte einer ohne Angst um sein Auskommen, um seine Familie und seine Altersversorgung das, was er für richtig hält, vertreten – vom Amtmann bis zum Regierungsrat. Wenn wir heute noch von irgendeiner Figur Freiheit erwarten dürfen, dann vom Beamten!
Aus dem Aktionsvortrag: Leonardo-Navigatoren. Zur Geschichte der Kybernetik. Frankfurt a.M., Wien 1996/1997.
Mäzene sind keine Dummköpfe
Der genuine Mäzen unterwirft seine Interessen als Fürst oder Präsident, als Kaufmann oder Industrieller nicht den von ihm finanzierten kulturellen Aktivitäten sondern er fördert sie, indem er den Künstlern Aufgabenstellung vorgibt und nach Möglichkeit dafür sorgt, daß diese Aufgaben von den Künstlern mit hinreichendem Spielraum für Varianten und Gestaltungsalternativen auch realisiert werden können.
Aus: Mäzene. Schießbudenfiguren des Kulturbetriebs. In: Die Re-Dekade. Kunst und Kultur der 80er Jahre. München 1990.