Differenz
Ich begründe prinzipiell die ästhetische Dimension aus unserem durch naturevolutionäre Prozesse entstandenen Weltbildapparat, der nur aufgrund der prinzipiellen Uneinholbarkeit des Gedankens in der Sprache, des Bezeichneten im Zeichen und des Begriffs in der Anschauung seine großartigen Leistungen erbringt.
Aus: Selbstverwirklichung als Ideal von Vollidioten. In: Die Re-Dekade. Kunst und Kultur der 80er Jahre. München 1990.
Anthropologische Basis für Zivilisation
Zivilisierung basiert auf der Hoffnung, daß wir zu akzeptieren lernen, auch nur Menschen wie alle anderen Menschen zu sein, das aber heißt zugleich erkennen, daß wir auf die das Leben garantierenden Logiken der Natur festgelegt sind.
Aus: ein Kampf um CD-Rom. In: Utopie und Evidenzkritik. Diskursive Twin Towers/Theorieturnier der Dioskuren. Erster Band. Hamburg 2010.
Weltgesellschaft bedeutet nicht, die Lebensformen um Tausende Alternativen zu erweitern – sondern sie einzuschränken. Würde eine Weltgesellschaft etwa die bei und durch das Grundgesetz festgelegten Spielregeln nicht einhalten, wäre sie für die Katz! Und genau das kapieren die Leute nicht. Weltgesellschaft bedeutet, daß die Vielfalt aufhört!
Aus: Ein offenes Gespräch mit Deutschlands streitbarstem Denker, dem ein geistreicher Witz lieber ist als eine fade Wahrheit. In: Playboy. Magazin. 1992.
Zukunft
Die wirksamste Art, auf die Zukunft einzuwirken, ist die, sich andere Vergangenheiten zu erarbeiten; denn jede Gegenwart ist im Sinne der Musealisierung eine zukünftige Vergangenheit. Die Fähigkeit, sich seine eigene Gegenwart und die an die geknüpften Zukunftserwartungen als zukünftige Vergangenheit so zugänglich zu machen, wie uns alle Vergangenheiten zugänglich zu sein scheinen – diese Fähigkeit erwerben wir durch die Pompeijanisierung unseres Blickes.
Aus: Museen sind Schöpfer von Zeit. In: Die Re-Dekade. Kunst und Kultur der 80er Jahre. München 1990.
Kampfkultur
Kultur ist Kampfgemeinschaft, da fließt das Blut, das ist das Wesen der Kultur als Natur des Sozialen. Wenn Sie diese Auseinandersetzung verlassen wollen, dann müssen Sie aus der Kultur aussteigen und sich auf das nächste Niveau begeben, das seit dem 18. Jahrhundert formuliert wird, das der Zivilisation.
Aus: Musikalische Zeitgenossenschaft. In: MusikTexte. Zeitschrift. Köln 1996.
Kampfkultur
Alle Kulturen entwickeln nämlich tendenziell barbarische Formen der Selbstbehauptung, sobald man ihnen im Namen der Wahrung ihrer Autonomie die Möglichkeit läßt, sich zu radikalisieren, das heißt: ihnen Anspruch auf totalitäre Bestimmung aller rechtlichen, religiösen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse zugesteht.
Aus: Die Kultur zivilisieren. Essay im SPIEGEL. 16/1995.
Multikultur
Je weniger wir uns zum multikulturellen Narren machen lassen, desto größer ist die Chance eines anderen Weges, den die Moderne beschritt: Entweder liquidieren sich die einzelnen Kulturen in ihrem Autonomiewahn allesamt à la Jugoslawien selbst oder die Menschen unterwerfen sich als Bürger dieser einen Welt einem gemeinsamen Kanon verbindlicher Regeln und universal geltender, zivilisatorischer Standards, unterhalb derer jeder nach eigener Facon volkstanzend, Dialekt schnabelnd und batikend kulturell selig werden kann.
ebd.
Die Beziehung der Kulturen untereinander wird so lange als mehr oder weniger blutiger Kampf ausgelegt, wie sie sich nicht gemeinsam auf besondere Regeln, die für alle gelten, verständigen.
ebd.
Sinnliche Erkenntnis
Zumindest seit Baumgartens Zeiten, also Mitte des 18. Jhs., wird Ästhetik ja nicht mehr als die Lehre vom Schönen gar noch vom Kunstschönen verstanden, sondern es geht dabei um Fragen der sinnlichen Erkenntnis, also inwieweit wir nicht mehr mit den Augen, sondern mit dem Gehirn sehen.
Aus: Selbstverwirklichung als Ideal von Vollidioten. In: Die Re-Dekade. Kunst und Kultur der 80er Jahre. München 1990.